Männer im Alter

4. Das komplexe System der Hormone

4.2 Welche Aufgaben haben Hormone?

Es sind die Hormone, die den Mann erst zum Mann machen. Junge Männer, bei denen bereits während der Pubertät Androgene fehlen, fallen beispielsweise durch Hochwuchs, ausbleibenden Stimmbruch, fehlenden Bartwuchs und fehlende Scham- und Körperbehaarung, kaum entwickelte Muskulatur, dünne Haut und schwache Knochen, weiblichen Körperbau, unterentwickelten Penis und Hoden, ausbleibende Spermienbildung, sexuelles Desinteresse und fehlende Potenz auf. Erst wenn ihnen Androgene von außen zugeführt werden, entwickeln sie sich wie andere Männer ihres Alters.

Männer, die aus unterschiedlichsten Gründen zu einem späteren Zeitpunkt einen massiven Androgenmangel entwickeln, weisen ähnliche Symptome auf. Zwar bleibt die einmal erworbene tiefe Stimme sowie die Penislänge erhalten, doch bilden sich Scham- und Körperbehaarung allmählich wieder zurück. Auch wird die Haut dünner und trockener, die Knochen werden poröser, die Muskulatur bildet sich zurück, der Anteil des Fettgewebes nimmt zu, die Hoden werden kleiner, Libido und Potenz gehen verloren und die Fortpflanzungsfähigkeit erlischt.

Auch die Blutbildung ist beim Mann androgengesteuert, so dass bei Männern mit einem Mangel an diesen Hormonen die Produktion der roten Blutkörperchen verringert ist. Da die roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich sind, wirkt sich ihre Reduktion in einem Sauerstoffmangel aus. Dieser äußert sich durch Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Leistungsschwäche. Die Betroffenen fallen auch durch eine deutliche Blässe auf.

Darüber hinaus reagiert auch das zentrale Nervensystem auf Androgene. Androgene steigern die Lebensfreude. Ein TMS kann zu depressiven Verstimmungen und Angstzuständen führen. Androgene werden sogar für männliche Dominanz, Spontanität oder gutes räumliches Orientierungsvermögen verantwortlich gemacht.

Die Lust auf Sex (Libido) ist ebenfalls androgenabhängig. Niedrige Hormonspiegel führen oft zu sexuellem Desinteresse.

Androgenabhängig ist auch die Erhaltung der Knochenstruktur. Testosteron- und Estradiolspiegel im Normbereich bewirken ein gesundes Verhältnis zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau. Sinken die Hormonspiegel, kommt es zu porösen Knochen und die Brüchigkeit nimmt zu.

Die weiblichen Hormone, die Estrogene sind beim Mann ebenfalls von Bedeutung. Sie wirken beispielsweise günstig auf die Gefäße und den Fettstoffwechsel. Deshalb sind auch beim Mann normale Estrogenspiegel wichtig. Immerhin enthält der Organismus eines gesunden Mannes zwischen 35 und 40 etwa 1/3 der Estrogenmenge einer gleichaltrigen Frau. Nach den Wechseljahren sind die Estrogenspiegel der Frau sogar deutlich niedriger als die des Mannes.